In einer unberechenbareren Welt, die globale Lieferketten zu unterbrechen droht, benötigen wir Zugang zu sicheren und zuverlässigen Rohstoffströmen. Indem wir Materialien und Produkte so lange wie möglich im Umlauf halten, stärken wir unsere Wertschöpfungsketten und reduzieren Abfall und Emissionen. Wenn Produkte sinnvoll genutzt werden und schließlich ihr Lebensende erreichen, müssen wir sicherstellen, dass sie recycelt und zu neuen Produkten verarbeitet werden.
Theoretisch können die meisten Dinge recycelt werden, doch manche Materialien eignen sich besser dafür als andere. Aluminium ist leicht, robust, korrosionsbeständig und kann unendlich oft recycelt werden, ohne dass seine Eigenschaften verloren gehen. Das macht es zu einem idealen Material für verschiedene Anwendungen und entscheidend für die grüne Wende.
Darüber hinaus erfordert das Recycling von Aluminium nur fünf Prozent der Energie, die für die Herstellung von Primäraluminium in einer Schmelzhütte benötigt wird. Aluminiumschrott kann getrost als Energie in fester Form bezeichnet werden.
Mit anderen Worten: Die Beibehaltung des Aluminiumschrottkreislaufs ist der Schlüssel zu einer Kreislaufwirtschaft mit geringem CO2-Ausstoß.
Erfahren Sie in den folgenden Abschnitten mehr über das Aluminiumrecycling und unsere Abläufe.

Die Erhöhung des Anteils recycelter Materialien ist ein wirksames Mittel, um den CO2-Fußabdruck eines Produkts zu verringern. Viele Unternehmen setzen auf recyceltes Aluminium, um ihre Wertschöpfungskette zu dekarbonisieren und Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. Allerdings ist nicht jedes recycelte Aluminium gleich.
Um den CO2-Fußabdruck von recyceltem Aluminium wirklich zu verstehen, müssen Sie wissen, welche Art von Schrott im Recyclingprozess verwendet wird. Die Norm ISO 14021 definiert Recyclingmaterial als Post-Consumer-Schrott bzw. Pre-Consumer-Schrott.
Wenn wir Aluminium aus Getränkedosen, gebrauchten Fenstern, Autoteilen oder anderen Konsumgütern recyceln, beginnt das Material ein neues Leben. Da die CO2-Emissionen bereits bei der Erstproduktion berücksichtigt wurden, ist der CO2-Fußabdruck des recycelten Schrotts sehr gering und größtenteils auf die Emissionen aus dem Umschmelzprozess zurückzuführen. Wir bezeichnen bereits verwendetes Aluminium als Post-Consumer-Schrott.
Anders verhält es sich mit Aluminiumschrott aus Produktionsprozessen. Dieser Schrott entsteht in verschiedenen Fertigungsstufen, bevor das Material den Endverbraucher erreicht. Er ist in der Regel sauber, unbelastet und gut recycelbar, hat seinen Lebenszyklus jedoch noch nicht abgeschlossen und weist daher den gleichen CO2-Fußabdruck auf wie das Ausgangsmaterial. Wir bezeichnen dieses Aluminium als Pre-Consumer-Schrott.
Das Recycling von Altmetallen ist ein natürlicher und notwendiger Bestandteil der Aluminium-Wertschöpfungskette, neutralisiert jedoch nicht den CO2-Fußabdruck. Das Recycling von Altmetallen hingegen ist der schnellste Weg zu einem niedrigen CO2-Fußabdruck und verhindert, dass wertvolle Materialien verschwendet werden.
Dennoch werden große Mengen dieses wertvollen Materials entsorgt, anstatt gesammelt, sortiert und recycelt zu werden. Um diesem Problem entgegenzuwirken, erforschen wir kontinuierlich neue Möglichkeiten zur Beschaffung von Schrott und entwickeln fortschrittliche Sortiertechnologien, um eine größere Menge anspruchsvolleren Aluminiumschrotts zu sortieren, wiederzuverwenden und einer neuen Verwendung zuzuführen.

Weltweit ist es wichtiger denn je, wie und wo Materialien produziert werden. Das Verbraucherverhalten wird durch Nachhaltigkeitsbedenken und ethischen Konsum beeinflusst. In Kombination mit regulatorischen Anforderungen kann das wachsende Verbraucherbewusstsein die Kreislaufwirtschaft beschleunigen, indem es die Nachfrage nach nachhaltigeren und verantwortungsvoll beschafften Materialien steigert.
Die Umweltleistung zu übertreiben oder Produkte ohne entsprechende Dokumentation als „grün“ oder „nachhaltig“ zu kennzeichnen, wird als Greenwashing bezeichnet. Um dies zu vermeiden, brauchen wir zuverlässigere und transparentere Informationen darüber, woher die Produkte kommen und wie sie hergestellt werden.
Mit bloßem Auge lässt sich an Aluminium nicht erkennen, ob es sich um Primär- oder Sekundärmaterial handelt oder ob es aus Alt- oder Altmetall hergestellt wurde. Der ökologische Fußabdruck des Materials kann jedoch stark variieren. Wir sind der Meinung, dass unsere Kunden nicht nur den Recyclinganteil kennen sollten, sondern auch den tatsächlichen Fußabdruck des recycelten Aluminiums. Nur so lässt sich der Fußabdruck des Endprodukts bestimmen.
Aus diesem Grund bieten wir zertifiziertes CO2-emissionsarmes und recyceltes Aluminium mit dokumentiertem CO2-Fußabdruck und der Zusicherung einer sicheren und verantwortungsvollen Produktion an. So können wir unseren Kunden dabei helfen, ihre Nachhaltigkeitsziele zu erreichen und das Vertrauen klimabewusster Verbraucher zu gewinnen.
Unser Premium-Recycling-Aluminium-Sortiment Hydro CIRCAL besteht zu mindestens 75 Prozent aus Altmetall. Es wird mit einer Umweltproduktdeklaration und einem Prüfzertifikat des unabhängigen Risikomanagement- und Qualitätssicherungsunternehmens DNV geliefert. Produktion und Rohstoffe sind chargenweise rückverfolgbar.

Angesichts der unendlichen Recyclingfähigkeit von Aluminium ist es sinnvoll, Aluminiumprodukte so zu gestalten, dass sie am Ende ihres Lebenszyklus leicht zerlegt und recycelt werden können. Bis zu zwei Drittel des ökologischen Fußabdrucks eines Produkts werden in der Designphase entschieden. Mit anderen Worten: Ingenieure und Produktdesigner haben durch ihre Materialauswahl und Designstrategien großen Einfluss auf die Nachhaltigkeit eines Produkts.
Hydro EcoDesign ist ein Designansatz, der sich auf die Entwicklung von Aluminiumprodukten mit erhöhter Funktionalität und reduziertem ökologischen Fußabdruck konzentriert. Dabei wird die Bedeutung der Auswahl recycelbarer Materialien bereits in der frühen Designphase betont, um langlebige und ressourcenschonende Produkte zu schaffen.
Wenn sich Ingenieure und Designer mit den Ökodesign-Prinzipien vertraut machen, können sie dazu beitragen, die Kreislaufwirtschaft zu beschleunigen, indem sie den Verbrauchern umweltfreundlichere und nachhaltigere Alternativen bieten.

Bei der Verwendung eines hohen Recyclinganteils im Aluminium besteht die größte Herausforderung darin, die spezifischen Legierungsanforderungen des Endprodukts zu erfüllen. Dies ist nur durch die Zusammenstellung einer sehr präzisen Mischung verschiedener Schrottqualitäten möglich, was wiederum fortschrittliche Sortier-, Zerkleinerungs- und Schmelztechnologien erfordert.
Um den Anteil recycelter Materialien in Endprodukten zu erhöhen, sind weitere Innovationen erforderlich. Deshalb gehören technische Zusammenarbeit, Legierungsforschung und die Entwicklung neuer Anwendungen zum Umfang unserer strategischen Partnerschaften mit führenden Automobilkunden wie Mercedes-Benz und Porsche sowie Nischenkunden wie dem legendären britischen Faltradhersteller Brompton.
Bromptons Einführung von Felgen aus 100 % Post-Consumer-Aluminiumschrott ist die erste Anwendung von Hydros CIRCAL 100R in einem Verbraucherprodukt mit einem CO2-Fußabdruck von weniger als 0,5 kg CO2e pro kg Aluminium.

Unsere Recyclingaktivitäten bestehen heute aus 34 Anlagen in Europa, Nordamerika und Südamerika für unsere Geschäftsbereiche Aluminium Metal und Extrusions mit einer Gesamtjahreskapazität von rund 2,5 Millionen Tonnen. Im Jahr 2024 haben wir 451.000 Tonnen Post-Consumer-Schrott recycelt. Das Ziel, im Recycling zu wachsen, ist ein zentrales Element der Hydro-Strategie 2030.
Zu den jüngsten Ergänzungen zählen das neu errichtete Werk in Cassopolis (Michigan) und das neue Werk im ungarischen Székesfehérvár. Bis spätestens 2026 werden weitere Recyclingkapazitäten in Betrieb genommen, darunter eine neue Recyclinganlage im spanischen Torija mit Spezialkapazitäten und einer Jahreskapazität von 120.000 Tonnen.
Unsere Sortieranlage in Dormagen dient auch als Forschungs- und Entwicklungseinrichtung für unsere HySort-Technologie mit fortschrittlicher Laser-Emissionsspektroskopie (LIBS). Diese ermöglicht es uns, tiefer in den Schrotthaufen einzudringen und anspruchsvollere Schrottarten zu recyceln. Dabei handelt es sich um Schrott, der früher möglicherweise in Sekundärgussteile gelangt wäre oder sogar ganz aus dem Kreislauf ausscheiden und auf Mülldeponien landen würde.
Außer in Dormagen ist HySort derzeit auch im Alusort-Sortierzentrum in Grandville, Michigan, und im polnischen Nowa Sól im Einsatz. Die Technologie wird auch in der neuen Sortieranlage eingesetzt, die bei Hydro Wrexham, Großbritannien, gebaut wird.

Auch in den Hydro-Primärwerken Årdal und Høyanger in Norwegen wurde Recyclingtechnologie eingeführt. Dort wird recyceltes Aluminium direkt in den Gießereien mit Primäraluminium gemischt. Abhängig vom Anteil an Post-Consumer-Schrott kann Hydro REDUXA Low-Carbon Aluminium mit einem dokumentierten CO2-Fußabdruck von unter 4 kg CO2e pro kg Aluminium geliefert werden.

Das Umschmelzen von Aluminium zu neuen Produkten ist ein energieintensiver Prozess, bei dem traditionell Brenner mit fossilen Brennstoffen eingesetzt werden, um die erforderlichen hohen Temperaturen zu erreichen. Im Rahmen unserer Technologie-Roadmap zur Klimaneutralität forschen und entwickeln wir an mehreren Standorten mit dem Ziel, in Gießereiöfen von Erdgas auf erneuerbare Energiequellen umzusteigen.
In der Recyclinganlage Høyanger in Norwegen ersetzen wir in einem der Öfen Erdgas durch grüneren Wasserstoff. Das Pilotprojekt baut auf den Erfahrungen aus dem weltweit ersten großtechnischen Test von grünerem Wasserstoff im Aluminiumrecycling bei Hydro Navarra, Spanien, im Juni 2023 auf.
Im Primärwerk Sunndal haben wir 70 Prozent des Erdgasverbrauchs durch lokal gewonnenes Biomethan ersetzt. In den Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen des Standorts prüfen wir derzeit den Einsatz von Plasmatechnologie zur Elektrifizierung von Gießöfen. Beide Initiativen sind Teil unserer kontinuierlichen Bemühungen, das Potenzial klimaneutraler Energiequellen im Umschmelzbetrieb zu erschließen.
Aktualisiert: 15. Mai 2024